Ausstellung in Maria Laach zeigt berührende Fotos der Kindergräber

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Maria laach rheinzeitung

In Maria Laach ist derzeit die Fotoausstellung „Kindergräber“ zu sehen. Fotografin Tina Tietze (links, mit ihrem Sohn Joschua) hat selbst einen kleinen Sohn verloren. Hier spricht sie mit Margit Müller und Ulrike Doevenspeck-Henzler. Foto: Petra Ochs

 

Maria Laach. Ein steinernes Feuerwehrauto, ein leuchtend grünes Kastanienblatt, ein kleiner Engel, bemooste Steine: Es sind Details wie diese, die die Fotoausstellung „Kindergräber: Orte zum Verweilen, Sinnen und Erinnern“ in den Fokus der Betrachtung rückt.

Vor genau einem Jahr war die Ausstellung in der Remise des Museums am Dom in Trier zu sehen. Jetzt ist sie nach Maria Laach umgezogen. Im Besucherzentrum feierte sie kürzlich zu filigranen Harfenklängen ihre sehr gefühlvolle Eröffnung.

Die Idee und Initiative für die Ausstellung geht auf die zwei in Trier angesiedelten Selbsthilfegruppen „Gute Hoffnung – Jähes Ende“ und „S.T.I.L.L.E.“ sowie die „Aktion Sternenkinder“ zurück, die alle dem Netzwerk „Trauer in Trier“ angehören. Den darin engagierten Eltern, die ein Kind verloren haben, geht es vor allem darum, dass über den Tod von Kindern offen gesprochen werden kann. „Wir wollen das Thema immer wieder aufs Neue in die Öffentlichkeit bringen“, betont die Trauerbegleiterin Clarissa Schmithüsen. Das gemeinsame Ziel sei dabei „eine gesellschaftlich akzeptierte Trauerarbeit“.

Eine Art von Trauerarbeit ist auch die Ausstellung selbst. Denn die Fotografin Tina Tietzen begleitete für das Projekt, das maßgeblich von der Fachhochschule für Kommunikationsdesign in Trier begleitet und unterstützt wurde, 23 Familien zur Grabstätte ihrer Kinder, um ein Detail des Grabes, das den Eltern besonders wichtig ist, fotografisch bestmöglich in Szene zu setzen. Und das sei nicht immer einfach gewesen. „Für manche war es eine erneute Achterbahnfahrt der Gefühle“, erinnert sich Tietzen.

Dabei konnte sie die Eltern nur zu gut verstehen: Sie ist selbst betroffene Mutter. Ihren Sohn Tristan, der mit einer Organfehlbildung zur Welt gekommen war, verlor sie, als er erst 16 Monate alt war. Auch ein Detail seines Grabes hat Tietzen für die Ausstellung fotografiert: das Laub von Walderdbeeren, die dort wachsen. „Für uns ist das Grab sein kleiner Garten“, erklärt die Fotografin.

Ähnlich sehen dies auch andere „verwaiste Eltern“. Das ist auf den Postkarten zu lesen, die bei jedem der Fotos ausgelegt sind und von den Besuchern gerne mitgenommen werden können. Da ist zum Beispiel der kleine Kastanienbaum, der auf dem Grab von Moritz aus einer mitgebrachten Kastanie gekeimt war. Die Eltern pflanzten das Bäumchen in ihren eigenen Garten um – hier ist die Kastanie nun schon vier Meter hoch. Moose wachsen auf dem Grab von Karl-Albert, der nur einen Monat alt werden durfte. Steinerne Schneeglöckchen schmücken Jakobs Grabstätte – denn er starb, als die Schneeglöckchen gerade blühten. Eine Elfe bekrönt den Grabstein von Theresa. „Die Elfe trägt Theresas Züge“, schreiben die Eltern auf der Postkarte zur Fotografie.

Von der Ausstellung überaus angetan zeigte sich bei der Ausstellungseröffnung der Prior-Administrator der Abtei Maria Laach, Albert Sieger. „Es berührt mich, mit welcher Kreativität und Buntheit diese Gräber gestaltet wurden“, sagte er. Die begleitenden Texte hätten ihn gefangen genommen, denn sie zeugten nicht nur von Trauer, sondern auch von Dankbarkeit. Seinerseits Dank sprach Sieger den Eltern aus, die für die Ausstellung auch anderen „Anteil am Leben ihrer Kinder“ gegeben hätten.

Zu sehen ist die Ausstellung „Kindergräber“ in Maria Laach bis zum 2. Mai nächsten Jahres. Öffnungszeiten des Klosterforums sind täglich von 10 bis 17 Uhr. Der Eintritt ist frei.

 

November 2015, Rhein-Zeitung, von Petra Ochs